Anselm Schaufler – Statement

Bauernhimmel IV

Im Laufe meines Musikstudiums habe ich viele persönliche Kontakte, Freundschaften, etc zu Menschen aus verschiedensten Ländern geknüpft. Erst diese Kontakte haben bei mir auch das Interesse an der eigenen Volksmusik geweckt. Zum einen konnte ich die Fragen zu unsrer Volksmusik nicht beantworten und zum anderen hat mich geärgert, wenn sich Leute ohne Wissen abfällig über ihre eigene traditionelle Musik geäußert haben, nur weil sie sich mit der westlichen Kunstmusik beschäftigt haben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass im notwendig kritischen aber respektvollen Umgang mit der eigenen Volkskultur eine große Chance liegt, letztendlich auch Ängste vor anderen Kulturen abzubauen. Ich selbst unterrichte Theorie für Volksmusiklehrer. Leider begegne ich öfter einer erschütternden Einseitigkeit, die meistens aus einem Pseudowissen über die eigene Musik und aus einer gewissen Spielpraxis gewachsen ist. Mein Ehrgeiz ist es, durch das strukturelle Näherbringen der eigenen Musik auch die Offenheit für völlig andere Kulturen zu schaffen. Eine Veränderung kann man nur durch den direkten Kontakt, dem konkreten Arbeiten mit den Menschen erreichen. Das kann sehr, sehr mühsam sein, aber auch extrem motivierend.

Bei diesem Projekt war mir von Anfang klar, dass ich von der Position Respekt ausgehe. Dass ich mich keinesfalls lustig machen will, dass die Zeit der Provokation vorbei ist, die dann wirkungslos unbeachtet bliebe. Viel mehr wollte ich die unbändige Lebensfreude alter Tanzstücke in Bauernhimmel IV aufgreifen. Denn dort wo Lebensfreude herrscht, können sich keine Ängste ausbreiten.

Ich habe das grundsätzlich schon einfache Material auf ein einziges Element reduziert. Diese kurze Figur, wird man in verschiedenen alpenländischen Tanzstücken finden. Es ist anonymes Material, ähnlich der Idee der Struktur der Barockmusik und heutiger Musik, wo allgemein verfügbares Material (z.B. Dreiklänge) verarbeitet wird. Dieses montiere ich in verschiedenen Tempi zu einem rauschhaften und immer wilder werdenden Tanz bis die Luft vibriert, der jede Hautfarbe einlädt innerlich oder äußerlich mitzumachen. Für einen mittleren Abschnitt experimentiere ich gerade mit Veränderungen und war selbst überrascht wie schnell der Klang, ohne völligen Umbau, in nahöstlicher Richtung losgezogen ist. Ich bin selbst neugierig wo ich ankomme.



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